Kuttertour 2010
„Habt ihr Lust, die Jacob Meindert nach Stockholm zu segeln?“ war die Frage von Skipper Andi Manser an die Jugendabteilung des Yachtclubs Wesel Ende letzten Jahres. Von dort startete nämlich am 30. Juli die nächste Etappe des großen 'Tall Ships' Race', in dem über 120 Großsegler in 4 Klassen zu einem Rennen quer über die Ostsee nach Szczecin starteten, darunter auch die 122m lange Viermastbark Sedov aus Russland und die deutsche Alexander von Humboldt mit den aus der Bierwerbung bekannten grünen Segeln. Für dieses Rennen wollte eine internationale Gruppe von Trainees den 36m langen holländischen Topsegelschoner buchen - und brauchte dazu die Unterstützung der Weseler. Diese zögerten nicht lange und sagten zu, die 470 Seemeilen in einer Woche in Angriff zu nehmen.
So starteten die Betreuer Dr. Frank Höpken, Julia Höpken, Udo Höpken und Christian Michels mit 18 Seglerinnen und Seglern zwischen 15 und 23 Jahren am Samstag, den 21. Juli von Kiel Holtenau in Richtung Nordwesten.
Der erste Tag bot viel Sonnenschein und guten Segelwind von 4 Bft, der am späten Nachmittag aber allmählich nachließ. Als dann eine Sturmwarnung für die Nacht und den folgenden Tag ausgegeben wurde, lief man den Hafen im dänischen Nysted an, wo ein Hafentag eingelegt wurde, um besseres Wetter abzuwarten. Um den Zeitverlust aufzuholen, wurde am Montag um 04.00 Uhr abgelegt und bei 6 Windstärken und achterlichem Wind, der der Crew eine sehr unruhige Fahrt bescherte, am frühen Abend der Hafen von Simrisham in Schweden erreicht.
Am nächsten Tag wurden dort bei einem Landgang die Vorräte aufgefrischt, denn es wurde geplant, bis zu den Schären 2 Nächte durchzusegeln. Dazu wurde die Crew in 3 Gruppen aufgeteilt, die jeweils 4 Stunden Wache hatten und für das Führen des Schoners allein verantwortlich waren. In der ersten Nacht konnte man sich bei ruhigem Wetter an Sonnenuntergang, Sternenhimmel und Sonnenaufgang erfreuen und legte am Nachmittag nordöstlich der Insel Öland auch eine Schwimmpause ein.
In der zweiten Nacht änderte sich das dann. Bei Sonnenuntergang war der Wind fast eingeschlafen und der Skipper entschloss sich, unter Motor weiterzufahren. Um 23.00 wurden dann wieder alle Segel gesetzt und mit etwa 8 Knoten gute Fahrt gemacht. Der Wind nahm nun ständig zu und die "Kapitänswache" musste die Rahsegel einholen, da das Schiff zu sehr krängte.
Der Wind nahm dann auf etwa 7 Windstärken zu und die nachfolgende "Hundewache" (0.00 bis 4.00) musste dann schon bei Regen und 2 - 3m hohen Wellen das Großsegel reffen und Außenklüver und Schonersegel bergen - trotzdem machte die Jacob Meindert nur mit Fock, Innenklüver und gerefftem Großsegel noch über 10 Knoten Fahrt. Unter Deck wurde es ungemütlich, Tische und Stühle wurden herumgeschleudert und manches Crewmitglied baute zusätzliche Sicherungen an die Koje, um nicht heraus zu fallen.
Mit der Einfahrt in die Schären wurde es ruhiger und die Mannschaft konnte den Anblick dieser herrlichen Landschaft bei Sonnenschein genießen. Nach einem kurzen Stopp im Hafen von Dalarö wurde am Abend ein schöner Ankerplatz in einer stillen Schärenbucht gefunden, wo nach dem Abendessen auf den Klippen ein Lagerfeuer angezündet wurde, an dem man bei Gitarre und Gesang zusammen saß.
Auf der letzten Etappe nach Stockholm erregte das Schiff immer wieder Aufmerksamkeit, denn ein solcher Großsegler verirrt sich nur selten auf diese Route. Beim Anblick des Hafens von Stockholm fühlte man sich um über 100 Jahre zurück versetzt, denn die Silhouette wurde von Masten und Rahen der Großsegler dominiert und die Kais waren voller Marktstände, Zelten und Menschen, die sich den Anblick nicht entgehen lassen wollten.
Nach dem Anlegen gab es Freigang für die Crew, die die Gelegenheit nutzte, neben der Altstadt auch einige der ganz großen Schiffe zu besichtigen, die sich bei zunehmender Dunkelheit gegenseitig mit Lichterketten übertrafen. Überall waren für die vorwiegend jugendlichen Seglerinnen und Segler Musikdarbietungen und Parties organisiert, denn für eine Teilnahme an dem Rennen müssen mindesten 50% der Besatzung unter 25 Jahre sein, weshalb viele karitative Organisationen und internationale Kadettenschulen teilnahmen.
Am Samstag, dem 28. 7., wurde gepackt, das Schiffe für die nächste Gruppe gründlich geputzt und der Bus beladen, der die Weseler nach 1300 km Fahrt am Sonntagmorgen um 6.00 wieder am Yachtclub ablieferte.
Weitere Informationen zum Tall Ships' Race.
Für Nachfragen:
Udo Höpken
Mobil: 0173 3633885